Sie liebt es, den Sommer permanent zu halten oder zumindest maximal in die Länge zu ziehen.

Zugegeben, sie muss dazu tricksen, Inselzeiten einbauen im Frühjahr, Spätherbst und Winter.

Doch dann der Sommer, mit seinem Licht und der Wärme, ermöglicht ihr das zu sein, was sie in ihrem Innersten ist:
Nomadin des Sommers.

Mit den Vögeln singen, den Morgen begrüßen, in der Mittagshitze dösen, still sein, nur sein.
Dann wieder in Bewegung kommen.

Sand und Meer.
Wenn die Wellen mit dem Sand spielen, hört sie ihr Rufen, sie spielen mit allem, was fester ist als sie.
Die Wellen fordern sie auf, mitzuspielen und sie lässt sich in und mit ihnen treiben, wird Teil ihres Spiels.
Der Körper mineralisiert in Türkis, wechselt zu Karibisch-Blau und löst sich auf in Wohlgefühl.

Die Zeit fließt und sie mit ihr, bis der Körper, dieser verlässliche Begleiter, sie an ihre Natur erinnert.
Sie ist keine Welle, sondern feste Substanz, jetzt mit Gänsehaut überzogen, voller Sehnsucht nach Wärme.

Und es ist für sie bereitet, dieses Bett aus Sand, warm, weich und verlockend.
Sie lässt sich hineingleiten, erwärmt sich, gibt Wärme ab und wird selber zu Sand und Erde, spürt ihre Wurzeln bis zum Erdmittelpunkt.

Sie fühlt den Wind über ihre nackte Haut gleiten, sanft und stetig, dann plötzlich wild. Er reißt sie mit sich in die Höhe, wirbelt sie in Spiralen immer höher.
Sie öffnet die Augen ins unendliche Blau und hebt ab, wird Teil des Himmels, fliegt mit den Wolken und diese mir ihr.

Und sie spürt diese Dankbarkeit.
Alles ist mit allem verbunden.
Sie erinnert sich.
Sie ist die Nomadin des Sommers.

Ike Sprenger 2018